Online-Broker - Sicherheit bei Pleite?

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olly
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Online-Broker - Sicherheit bei Pleite?

Beitrag von olly » 07.04.2014, 13:04

Guten Tag,

ich bin vor geraumer Zeit in das Geschäft der Online-Broker eingestiegen und habe da vor ein paar Tagen gelesen, dass ein anderer Broker aus finanziellen Gründen seine Pforten schließen muss. Weiß jemand, was da mit den Einlagen der Kunden passiert. Sind die einfach "weg" oder bekommt man da etwas ausbezahlt?

ChristianWien
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Re: Online-Broker - Sicherheit bei Pleite?

Beitrag von ChristianWien » 07.04.2014, 14:13

olly hat geschrieben:Guten Tag,

ich bin vor geraumer Zeit in das Geschäft der Online-Broker eingestiegen und habe da vor ein paar Tagen gelesen, dass ein anderer Broker aus finanziellen Gründen seine Pforten schließen muss. Weiß jemand, was da mit den Einlagen der Kunden passiert. Sind die einfach "weg" oder bekommt man da etwas ausbezahlt?
Das hängt wohl - wie auch das bisherige Geschäftsgebaren des Online-Brokers - maßgeblich davon ab, wo dieser beheimatet ist und unter welche EU-Registrierung/Zulassung dieser fällt.
Wenn das etwas Halbseidenes mit Sitz und Zulassung auf Malta, Zypern o.ä. ist, dann wirst du dich wohl sehr schwer tun, dort deine bestehenden Ansprüche durchzusetzen.

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Stefan
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Re: Online-Broker - Sicherheit bei Pleite?

Beitrag von Stefan » 07.04.2014, 16:04

olly hat geschrieben:Weiß jemand, was da mit den Einlagen der Kunden passiert. Sind die einfach "weg" oder bekommt man da etwas ausbezahlt?
Es kommt darauf an, was du mit "Online-Broker" genau meinst.
Wenn es sich um eine normale Bankdienstleitung handelt (Depot-Verwaltung), die eben dann nur online abgewickelt wird, dann hast du ja Titeln von ganz normalen Emittenten gekauft.
Hier ist es relativ einfach, weil du der Depot-Inhaber bist. Zumindest in EU-Europa ist der Bankensektor geregelt und du kannst bei einer neuen Bank einen Depot-Übertrag machen lassen --- vergleichbar einfach wie mit Lastschriftverfahren bei Bankwechsel.

Wenn du allerdings einem Broker Geld gegeben hast und der verwaltet das für dich, dann ist auch der Broker bzw. das Institut der Schuldner. Hier gibt's im Konkursfall praktisch kein Geld.

Grüße
Stefan

olly
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Beitrag von olly » 08.04.2014, 11:00

Hallo Stefan,

erstmal vielen Dank für deine lange und ausführliche Antwort zu diesem Thema. Ich habe nachts noch ein wenig im Internet recherchiert und bin dann auf eine Webseite gestoßen, wo geschrieben steht, dass bei ausländischen Brokern darauf zu achten ist, ob es bei denen eine Einlagensicherung gibt.

Welche Möglichkeit habe ich da als potentieller Kunde das zu überprüfen, wenn der Broker seine Heimat zB auf irgendeiner kleinen Insel hat?

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Stefan
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Beitrag von Stefan » 08.04.2014, 18:04

olly hat geschrieben:Welche Möglichkeit habe ich da als potentieller Kunde das zu überprüfen, wenn der Broker seine Heimat zB auf irgendeiner kleinen Insel hat?
Noch einmal: Du musst - wie auf der Homepage beschrieben - unterscheiden, ob dein Geld "in Vertretung auf deinen Namen" (= separate Konten für Depot-Einlagen) oder "dem Broker anvertraut" (= der Broker ist Schuldner) verwaltet wird.

Wenn dein Geld auf einem separaten Konto liegt, dann braucht es keine Einlagensicherung, da sich ja dein Geld nicht in der Insolvenzmasse befindet.
WENN allerdings das Geld dem Broker treuhändig übergeben wurde, dann braucht es eine Einlagensicherung --- nebenbei, ebenso gilt eine Einlagensicherung bei Sparbüchern bei ganz normalen Banken.

Deine Frage der Überprüfung: Ich weiß es leider nicht! Und ich kann mir auch nicht vorstellen, wie das gehen soll: 'Ach, bitte zeigen Sie mir Ihre Firmenkonten, damit ich feststellen kann, ob mein Geld auf einem separaten Konto ist ... !?'
Und warum ist ein Broker auf irgendeiner abgelegenen Insel ansässig? Und selbst wenn ein Land bestimmte regulatorische Auflagen hat, wer kann garantieren, dass sich ein Broker diesen Bestimmungen unterwirft? Auf Anfrage wird ein Betrüger natürlich vermeintlich nachvollziehbar erklären, dass alles abgesichert ist ...


Meine persönliche Meinung: Ich verstehe und schätze die Eigenschaft, Geld nicht brach liegen zu lassen. Aber aus der (persönlichen und weltweiten) Erfahrung der letzten Jahre kann ich nur empfehlen, zurück zum konservativen Ansparen bei der nächstgelegenen Hausbank zu wechseln.
Natürlich wird das Geld real entwertet (Inflation vs. Zinsen minus KESt.), aber glaube nicht, dass du bei Brokern langfristig gewinnst.
Selbst mit der so seriös anmutenden "Risiko-Diversifizierung" im Portfolio kommt am Schluss ein Nullsummenspiel heraus [wenn ich je nach Anlagenvermögen einmal von +/- € 1.000,- spreche] --- verdient haben die Broker trotzdem an dir, egal ob du gewinnst oder Verluste machst.

Geld ist eine Hure: Sie ist liebevoll reizend aber untreu ... :wink:

Grüße
Stefan

gerdagruber
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Beitrag von gerdagruber » 15.04.2014, 14:29

Aber aus der (persönlichen und weltweiten) Erfahrung der letzten Jahre kann ich nur empfehlen, zurück zum konservativen Ansparen bei der nächstgelegenen Hausbank zu wechseln.
Da gebe ich dir Recht, aber!!:
Auch bei der Hausbank muss man aufpassen. Auch da werden, einige Berichte haben es ja auch unlängst gezeigt, gefährliche, hochspekulative Anlageformen als sicher und das nonplusultra verkauft - an Personen, die kaum Geld haben und auf die dem Bankberater vertrauen (siehe Containerschiff - und Immobilien Fonds).
Ist zwar nicht Usus, aber es passiert, immer wieder, auch in der lokalen Hausbank. Generell muss man einfach hellhörig sein, wenn einem Wahnsinns Zinsen versprochen werden und es heißt, das haben wir für unsere Stammkunden beiseite gelegt.

Einfach die Frage stellen: Warum wird das mir und anderen Kleinstanlegern angeboten und nicht den großen, dicken Fischen und Investoren? Warum lassen die die Finger davon.

Konservativ ja, Vorsicht ja.
:-)

olly
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Beitrag von olly » 07.01.2015, 21:16

Moin,

ich bin jetzt schon ein paar Monaten bei mehreren CFD Brokern aktiv und habe damit eigentlich relativ gute Erfahrungen gemacht. Natürlich bedarf es vorher einer gewissen Zeit, wo man sich am besten erst in die Materie einliest und dann auch erstmal umfangreich die Broker über das Demo-Konto testen.

Wer gleich sein ganzes Kapital in einen Broker wirft, der ist meiner Meinung nach aber ohnehin selbst schuld.

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Stefan
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Beitrag von Stefan » 07.01.2015, 23:46

olly hat geschrieben:ich bin jetzt schon ein paar Monaten bei mehreren CFD Brokern aktiv und habe damit eigentlich relativ gute Erfahrungen gemacht.
Glückwunsch, wenn es für dich gut geklappt hat!

Trotzdem erlaube ich mir - da es sich hier ja um ein öffentliches und (wie ich finde) objektives Forum handelt - auch meine persönliche Einschätzung zu posten: Gerade die letzten Monate sind geprägt von fallenden Kursen.
Aus meiner Sicht handelt es sich hier um eine "gesunde" und überfällige Konsolidierung von ursprünglich 2008, wo ein künstlicher Hype eingesetzt hat: Es wurde damals bei sehr niedrigen Kursen eine erhoffte Erholung eingepreist, die aber niemals eingetreten ist!
Und gerade Investments von mittlerer Anlagedauer (etwa 5 Jahren) werden nun fällig. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass sämtliche Ziele praktisch nicht erreicht wurden.

Nur so als Schlagworte: Der Euro-Raum hat sich nicht erholt, Asien hinkt weit hinter den Erwartungen hinterher (trotz gutem Wirtschaftswachstum relativ gesehen), die USA profitieren lediglich von den Schwächen der Anderen, die Ölnachfrage ist durch neue Technologien in der Förderung und den gesetzlichen Abgasvorschriften zusammengebrochen und die Rohstoffe wie etwa Gold liegen zu "Liebhaberpreisen" in den Safes. Auch die Bau- und Immobilienkosten werden noch immer zu einem Kurs von "vor der Wirtschaftskrise" berappt, was die immanente Gefahr eines weiteren Immobilien-Crashs impliziert.

Kurzum: Die Situation ist bearish und deflationär!
Auch bei "Gegenwetten" - die aus meiner Sicht unseriöse sind - gibt es kaum noch Chancen, da die Realwirtschaft inzwischen die Finanzwirtschaft eingeholt hat.

Ich sehen bei den CFD-Brokern in nächster Zeit eine Konsolidierungsphase. Ich würde somit alle nicht einlagengesicherten Titel schnellstens abziehen.


Was erwartet uns in der nahen Zukunft:
Neben Griechenland muss EU-Europa nun den Ausfall der "Autofahrer-Melkkuh" (neben Rauchern und Trinkern) verkraften! Ich sehe die Spritpreise in nächster Zeit bei € 0,80 bis 0,90 an den Zapfsäulen, was für alle Staaten Steuereinbußen von hunderten Milliarden bedeutet.
Steuern zahlt bekanntlich der Bürger, aber der Staat wie auch Politiker sind Fixkosten. Ein steigendes Staatsdefizit fördert nicht gerade diese Situation.

Fazit: Ich rate mehr denn je zur Vorsicht, hoffe aber trotzdem, dass wir Bürger nicht wieder das gesamte Fehlverhalten der Finanzwirtschaft bezahlen müssen.

Grüße
Stefan

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