LisaA7 hat geschrieben:Man schupft die Kranken also hin und her - wenn sich einer nicht schupfen lassen will, muss er halt hartnäckig sein, sprich: zum Kranksein mußt in Österreich voll fit sein.
Nicht ganz. Ich hatte mal ein Block-Seminar (Organisationsstruktur), wo der Direktor der OÖ-GKK (Dr. Popper) neben dem Prof. die Veranstaltung als Gast begleitet hat; jedenfalls gibt es wie bei den Medikamenten-Listen/Preisen (grün, gelb, rot) auch bei den Krankheiten Abstufungen (teuer, günstig).
Eine finanziell unliebsame Krankheit wie Krebs kann man ganz eindeutig diagnostizieren, also Pech für die GKK, trotzdem werden den Patienten in erster Linie Medikamente vom "gelben" Katalog verabreicht [Anm.: es gibt keine billigen (grüne) Krebsmedikamente], auch wenn das Medikament von der "roten" Liste "besser" wäre (weniger Nebenwirkungen, etc.). Verschreibt der (Haus-)artz trotz der Vorgabe statt "gelbe" dann "rote" Medikamente, muss er praktisch Pönale zahlen --- um so einen Mißstand im Einzelfall nicht mehr vorkommen zu lassen, kam er zu uns auf die Uni.
Ähnlich läuft es natürlich auch bei Diagnostizierung einer Krankheit: Je weniger "greifbar" und "teurer", desto schneller wirst du zum Spielball ...
Sinn unseres Seminars war es, eine Evaluierung der bestehenden Situation und Verbesserungspotential in Administration, Abwicklung, Kompetenzverteilungen (Chefartz vs. Hausartz), Kundenverständnis, Bürokratieabbau und vorallem mehr Kundennähe zu eruieren --- ganz kurz geschildert.
Deshalb bin ich in gewisser Weise auch von der Arbeit der OÖ-GKK überzeugt, weil mir nun bewusst ist, was da innerhalb der Struktur geschieht. Dort würde ich dich sogar persönlich an den Direktor weiterempfehlen.
P.S. Nur um noch einmal zu veranschaulichen, wie die GKK der mediale Berichterstattung ausgeliefert/angewiesen sind: Die OÖ-GKK war die erste GKK, die den Einsatz von Generika* forciert hat; darauf ein Kronenzeitungs-Bericht sinngemäß: 'Die Patienten bekommen in OÖ nur noch Mist'. Nachdem dieser Dr. Popper mit dem Redakteur gesprochen hat, war auch der auf einmal für die Verschreibung von Generika , weil es auch dem Redakteur auf lange Sicht SVA-Beiträge erspart.
*Generika sind Medikamente, die nach dem "Rezept" des ausgelaufenen Patentes der Halsabschneider-Pharmakonzerne produziert werden. In Ö klappern etwa 1.700 Pharma-Vertreten täglich (!) die Ärtze und Apotheken ab, um die neuersten und teuersten Medikamente an den Mann/die Frau zu bringen. Dass sich die Konzerne gegen die Generika wehren, ist wohl klar.
ABER jetz der
Überhammer: In OÖ wurden dann patentierte Medikamente (wo es eben parallel dazu Generika gab) der GKK
exklusiv günstiger angeboten! In Wien und allen anderen Bundeesländern natürlich nicht, weil keine Generika zugelassen waren.
Also LisaA7, ich verstehe dich voll und ganz: Das alles ist eine Mafia, aber es braucht eben Leute wie Dr. Popper, die daran interessiert sind, im Sinne des
Kunden zu agieren ...
Grüße
Stefan